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Schwandorf, Oberkotzau, Vogtland, Rochlitz

04.10. – 10.10.24, 517km

Gestartet sind wir am 04.10. und als ersten Stopp haben wir uns Schwandorf in der Oberpfalz ausgesucht. Der SP am Festplatzgelände ist praktisch und direkt an der Naab. Die Stadt blickt auf eine lange Mühlentradition zurück, von den Wasserrädern gibt es noch zwei die leider ein trauriges Dasein fristen. Die Räder die für die Stromgewinnung benutzt werden könnten sind aktuell marode und scheinbar ein Spielball der Politik.

Der Ort selber ist ganz nett aber das eigentliche Highlight ist unter der Erdoberfläche versteckt. Das bayernweit größte Felsenkeller-Labyrinth ist ein bauhistorische Sehenswürdigkeit. Weit über 130 bis zu 500 Jahre alte Felsenkeller zeugen von einem ehemals blühenden Braugewerbe im Ort. Ursprünglich als Gär- und Lagerkeller für Bier errichtet, erlebten die Keller eine wechselvolle Geschichte. So wurden sie als Kühlschränke für den täglichen Bedarf genutzt und im zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker. 6000 Menschen verdanken diesen Kellern beim Luftangriff am 17.04.45 ihr Leben.

Das geheimnisvolle Labyrinth, ein sanierter, unterirdisch zusammenhängender Bereich von mehr als 60 Räumen, kann heute im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Wir müssen einen Besuch der Keller leider auf ein anderes mal verschieben da Hunde dort nicht erlaubt sind und Tara im Moment aber noch nicht alleine bleiben kann. Ein Grund Schwandorf wieder mal einen Besuch abzustatten.

Markt Oberkotzau im Landkreis Hof lockt uns mit seinem Stellplatz der zwar 15€ kostet aber auf den Bildern freundlich aussieht. Im Preis inkludiert ist Sanitär, Müllentsorgung und Strom. Das Wetter ist nicht berauschend aber wir spazieren in den angrenzenden Summa-Park. Der Park liegt an der Schwesnitz und war ursprünglich das Fabrikgelände einer Garnbleicherei. Von 1889 bis etwa 1982 war auf dem Gelände die „Lorenz Summa Söhne“ Fabrik beheimatet die sich über die Jahre auf das Weben, Färben, Bedrucken, Appretieren und den Handel von wollenen Stoffen und Tüchern spezialisierte. Es kamen unruhige Zeiten die zum Niedergang der Firma führten und im Jahre 2006 erwarb der Markt Oberkotzau das komplette Gelände. Die angrenzende Schwesnitz wurde renaturiert und das Gelände zu einem Erholungspark mit Spielplatz, Sportmöglichkeit, Wiedervereinigungsdenkmal und einem Fernweh-Park umgestaltet.

Über die Schwesnitz führt im Ort eine der ältesten Dreibogenbrücken die auch ein Wahrzeichen der Marktgemeinde ist. Die Pfeifersbrücke war ursprünglich eine Holzbrücke die 1511 und 1709 komplett zerstört wurde worauf man sich entschloss eine Dreibogen-Steinbrücke zu errichten.

Im Mittelalter durften inmitten der vorwiegend bäuerlichen Bevölkerung Juden angesiedelt werden, ursprünglich bedeutende Fernhändler. Sie brachten besonders den Viehhandel in Oberkotzau zur Blüte. 1444 „bestätigte“ Kaiser Friedrich III. „den Besitzern von Ort und Feste Kotzau“ das – möglicherweise schon viel früher verliehene – Marktrecht. Oberkotzau hat seinen Viehhändlern mit dem Brunnen auf dem Marktplatz ein Denkmal gesetzt. Der Viehhandel brachte den BürgernInnen auch den Spitznamen „Kotzauer Seischwänz“ ein.

Plauen wird 1122 erstmals urkundlich erwähnt. Im Mittelalter wurde die Stadt ein Handelszentrum, ab dem 18. Jahrhundert ein bedeutender Standort der sächsischen Stoff- und Textilindustrie, was mit einem erheblichen Bevölkerungszuwachs einherging. Ab den 1920ern wurde die Industriestruktur der Stadt stärker durch verarbeitendes Gewerbe im Maschinenbau geprägt. Plauen wurde durch Bombenangriffe 1945 erheblich getroffen, aber überwiegend wieder aufgebaut.

Von der berühmten „Plauener Spitze“ ist heute nicht mehr viel zu sehen. Auch die einstigen Weberhäuser lassen nur erahnen wie es früher einmal war. Dazu passt auch die renovierte Vorderseite der Fadenfabrik mit Weisbachschem Haus und der nicht sehr liebevoll gestalteten Rückseite. Das Weisbachsche Haus diente ab 1778 als Kattundruckerei und ist das besterhaltene älteste Barock-Manufakturgebäude Deutschlands.

Die Plauener Komturei war die älteste und bedeutendste im Vogtland. Die historischen Wesenszüge lagen nicht allein in Ausstattung, Verwaltung und Betreuung der Kirchen, sondern auch in der Führung der Kanzlei der Vögte. Alle Schreiber und Notare der Vögte von Plauen kamen aus dem Deutschordenshaus.

Auf dem Weg nach Zwickau legten wir einen Stopp an der Göltzschtalbrücke ein. Die Eisenbahnbrücke ist die größte Ziegelsteinbrücke der Welt. Sie wurde von 1846 bis 1851 erbaut, ist 78m hoch und 574m lang. Insgesamt wurden für den Bau über 26 Millionen Ziegel und 23 Tsd. Baumstämme benötigt. Bis zu 1700 Arbeiter in einem Monat arbeiteten dort, davon fanden 31 den Tod und es gab über 1300 Unfälle.

Als Tuchmacher- und Bergstadt erlebte Zwickau im 15. und 16. Jhdt. ungeheuer große wirtschaftliche und kulturelle Blüte. 1810 erblickte hier Robert Schumann das Licht der Welt und ab 1904 wurde die Stadt, durch den Konstrukteur August Horch, zu einer der Wiegen der Automobilindustrie.

Auf dem Weg nach Rochlitz kamen wir am Schloss Wolkenburg und der romanischen Basilika Wechselburg vorbei. Die Geschichte der Basilika und des Klosters gehen auf das Kloster Zschillen zurück und wurde ursprünglich von Augustinermönchen bewohnt. Zum Bau wurde Porphyrtuff (versteinerte Lavaasche) vom Rochlitzer Berg verwendet. 1168 wurde die Kirche geweiht und vermutlich 1180 der Bau vollendet, das Kloster etwas später. Heute ist es ein Benediktinerkloster und Priorat der Benediktinerabtei Ettal.

Den ganzen Weg bis Rochlitz begleitete uns die „Zwickauer Mulde“ die sich im Moment friedlich dahinschlängelt. Ältere Bilder zeigen jedoch dass sie stark anschwillen kann und der oft breite Hochwasserstreifen daneben seine Berechtigung hat.

Rochlitz ist mit seiner über 1000jährigen Geschichte eine der ältesten Städte Sachses. Das stolze Schloss Rochlitz hatte seine Blütezeit im 14. und 15. Jhdt. Es diente als Reichsburg, kurfürstlicher Wohn- und Amtssitz, Jagdschloss, Staatsgefängnis oder Witwensitz. Von 1945 bis 1947 diente es einer Operativgruppe der Sowjetischen Geheimpolizei als Haftanstalt. Nach brutalen Verhören wurden über 600 Inhaftierte Frauen, Männer und Jugendliche zur Verurteilung vor Tribunale gestellt, in Straflager eingewiesen oder in die Sowjetunion deportiert. Jeder Dritte überlebte die meist langjährigen Haftzeiten nicht.


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2 Kommentare

  1. Sabine

    Sehr schön… in Hof hat unsere Tochter gewohnt und die Göltzschtalbrücke haben wir mit den Pinscherjungs auch schon besucht. Euch immer eine gute Reise 👋🏼

    • admin

      😘

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